Von Thorsten Puttenat.
Die Arbeit mit Occupy Villa Berg war sehr an- und aufregend. Die Beschäftigung mit dem Gesamtareal vertiefte sich im Laufe der Zeit zusehends. Für mich selbst kristallisierte sich während des Prozesses ein subjektives Bild eines möglichen Konzeptes heraus, befruchtet durch all die Meinungen jener Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv an der Entscheidungsfindung beteiligten.
Villa Berg: Ein offenes, vielseitiges Haus. Montags eine Lesung, dienstags ein Theaterstück, mittwochs eine Podiumsdiskussion, donnerstags Poetry Slam, freitags ein ruhiges Konzert, samstags ein Tanzabend für Senioren, sonntags ein Flohmarkt. An sämtlichen Tagen könnten tagsüber unterschiedliche Workshops stattfinden, sowohl für Jugendliche und Kinder, als auch für Erwachsene und Senioren.
Park der Villa Berg: Mischkonzept, aufgeteilt in verschiedene Bereiche – beispielsweise Ruhezone, Urban Gardening, Hundewiese, Kunst- und Kulturmöglichkeiten am Halbmondsee, historische Bereiche, Fußballplatz.
Sendestudios: Kein Abriss. Auf 20.000 Quadratmetern Grundfläche findet sich hier bereits eine weitgehend funktionierende Infrastruktur für das, was Stuttgart braucht – beispielsweise Räume für Kunst- und Kulturschaffende, für Vereine, Theater, Werkstätten, Proberäume, Ateliers, Filmkunst, Kreativwirtschaft. Im Gegensatz zu den im Raum stehenden Kosten von knapp 7 Millionen Euro, die man für Abriss und Parkwiederherstellung an dieser Stelle benötigen würde, könnte eine Weiternutzung Gelder einspielen.
Zusammenspiel von Villa, Park und Sendestudios als Gesamtkonzept: Ein kultureller, mit künstlerischen Elementen bespielter Ort, der allen zugänglich ist und ein mannigfaltiges Nutzungsangebot bietet, das den unterschiedlichen Generationen der Bürgerinnen und Bürger gerecht wir. Alle drei Bereiche würden sich gegenseitig befruchten und dem Gesamtareal eine offene, belebte Atmosphäre verleihen.
Mein Fazit: Unsere Stadt hat hier die Chance, ein Projekt mit Modellcharakter zu entwickeln, das über Stuttgart hinausstrahlen könnte. An diesem Ort besteht die Möglichkeit etwas wirklich Außergewöhnliches und Besonderes zu schaffen – um einem lebendigen Zusammenspiel von Historie und Zukunft auf innovative Weise gerecht zu werden und der Stadtgesellschaft ein vielschichtiges Angebot zu machen. All das unter Berücksichtigung und Miteinbeziehung der Sorgen und Wünsche der Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil Berg.
Thorsten „Putte“ Puttenat wurde 1974 geboren. Er lebt seit 17 Jahren in Stuttgart und arbeitet als selbstständiger Musiker und Filmkomponist. In den letzten Jahren war er innerhalb verschiedener Initiativen dieser Stadt tätig. Darunter fluegel.tv, unsere-stadt.org und Occupy Villa Berg. Er ist Mitinitiator der Stadtisten. |
Titelfoto: Thorsten Puttenat