Wir Stadtisten beleben die Stadt. Darum treffen wir uns regelmäßig auf den Plätzen Stuttgarts und richten uns gemütlich ein. Wir wollen zeigen, dass die Stadt nicht nur ein Ort zum Shoppen und Arbeiten ist, sondern auch zum gemeinsamen Verweilen einlädt. Als ersten Platz haben wir uns gleich einer großen Herausforderung gestellt:
Der Pariser Platz – ein neuer Platz in Stuttgart, errichtet auf einer Brache jenseits des Hauptbahnhofes, der derzeit begraben wird. Das sogenannte Europaviertel entsteht auf dem Planungsteilgebiet A1 des Rahmenplans Stuttgart 21 und zeigt, wo es in Stuttgart städtebaulich hingehen soll. Im Herzen steht die umstrittene Stadtbibliothek – wohl der einzige Bau, der einem architektonischem Konzept jenseits von Investorenarchitektur folgt. Zwischen Bankengebäuden und einem verlorenen Wohnhaus begrüßt uns der Pariser Platz mit gähnender Leere. Ein paar verirrte Passanten erfreuen sich wohl der pollenfreien Luft, da bis auf wenige Dekorationsbäume nicht viel Grün zu finden ist. Ein Burgerladen am Eck ist der einzige Ort, an dem sich ein paar Menschen im Außenbereich niederlassen. Mit Möbeln und stadtistischem Frohsinn versuchen wir, die Tristesse zu kontern. Eines der wichtigsten Argumente für den Bau von Stuttgart 21 sind die freiwerdenden Flächen. Sollten diese dem Europaviertel gleich zugepflastert werden, dann braucht es mehr als ein paar Stadtisten mit bunten Möbel, um der Stadt der Zukunft Leben einzuhauchen.
Übrigens: Das Milaneo, ein weiteres Einkaufzentrum mit 43.000qm Verkaufsfläche, entsteht am anderen Ende des Platzes. Als „Anchorstore“ soll die Billigst-Modekette Primark Menschen ins Viertel ziehen. Direkt daneben soll ein „Hybrid aus Business-Appartements, Luxuswohnungen und dem designorientierten First-Class-Hotel“ – so die Webseite von„Cloud No 7“ – entstehen. Stuttgart – die Metropole zwischen Business-Elite und Ramsch. Das Neubaugebiet A1 ist leider schon eine vertane Chance. Als Stadtisten setzen wir uns dafür ein, dass die weiteren Neubaugebiete im Sinne einer lebendigen Stadt für alle Bürger und nicht der Investoren bebaut werden.